Schmidt-Gespräche #1
Wissenschaft. Macht. Politik. – Klimadiskurs und Gesellschaft

Die Schmidt-Gespräche sind ein neues Format, das Akteurinnen und Akteure unterschiedlicher Disziplinen zu aktuellen Themen an einen Tisch bringt

Schmidt-Gespräche: Was ist das? 

Das Haus von Helmut und Loki Schmidt war stets ein Ort politischer und gesellschaftlicher Diskussionen. Staatsoberhäupter saßen beim früheren Bundeskanzler und seiner Frau im Wohnzimmer oder an der Hausbar. Seit 1985 dann lud Helmut Schmidt regelmäßig die Freitagsgesellschaft zu sich nach Hause ein. 25 Männer und Frauen, die im Winterhalbjahr immer am zweiten Freitag im Monat zusammenkamen, um über Themen aus Politik, Kultur, Wissenschaft oder Wirtschaft zu diskutieren – frei, kontrovers und anspruchsvoll. Am Anfang gab es einen Vortrag, auf den eine Diskussion folgte. Zur Freitagsgesellschaft gehörten unter anderem der ehemalige Hamburger Bürgermeister Peter Schulz, der Schriftsteller Siegfried Lenz, die Filmproduzentin Katharina Trebitsch, der Physiker Hauke Trinks und der Unternehmer Michael Otto.

Die Tradition des Hauses will die Helmut und Loki Schmidt-Stiftung – 1992 von den Eheleuten anlässlich ihrer goldenen Hochzeit gegründet – wieder aufleben lassen. Die Schmidt-Gespräche sind ein neues Format, das Akteurinnen und Akteure unterschiedlicher Disziplinen zu aktuellen Themen an einen Tisch bringt. So entstehen Impulse, die gesellschaftlich relevante Debatten voranbringen.

Es wird ein geschützter Raum geschaffen, der den Teilnehmenden eine ebenso offene wie vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre bietet. Es gelten die „Chatham House Rules“ – Inhalte dürfen also nach außen kommuniziert werden, nicht aber die Identität derer, die sie geäußert haben. Termin, Teilnehmerkreis sowie auch die wesentlichen Inhalte werden im Anschluss öffentlich kommuniziert.

Die Helmut und Loki Schmidt-Stiftung versteht sich als Gastgeberin der Schmidt-Gespräche. Die inhaltliche Konzeption sowie die Auswahl der Gäste erfolgen immer in Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Partnern.

Das erste Schmidt-Gespräch am 24. und 25. März 2022

Das erste Schmidt-Gespräch fand am Donnerstag, 24., und Freitag, 25. März 2022, zum Thema Klimapolitik statt. Weitere Gespräche der Reihe sollen folgen.

Partner des ersten Schmidt-Gesprächs waren

  • Jochem Marotzke, Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Meteorologie
  • Karin Lochte, ehemalige Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar-und Meeresforschung
  • Hans von Storch, ehemaliger Leiter des „Instituts für Küstenforschung“ am Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung in Geesthacht

Die Veranstaltung bestand aus zwei Teilen

Für den ersten Teil gabe es eine Kooperation der Helmut und Loki Schmidt-Stiftung mit dem KlimaCampus Hamburg, einem Netzwerk aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und Bundesbehörden.
www.klimacampus-hamburg.de

Teil 1 am 24. März (KlimaCampus)

Im Rahmen eines KlimaCampus Colloquiums am Donnerstag, 24. März, gab es eine öffentliche Debatte zum Kontext und zum Stand der deutschen Klimapolitik. Die Debatte fand statt am Campus Bundesstraße 53, Raum 022/23 (EG).

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Teil 2 am 24. und 25. März (Schmidt-Haus)

Im Anschluss an das Colloqium ging es in das frühere Wohnhaus von Helmut und Loki Schmidt nach Langenhorn. Dort folgte ein moderierter Austausch zwischen den Teilnehmenden.
Zwischen den insgesamt drei Diskussionsrunden wurde bei einem gemeinsamen Abendessen sowie einem Frühstück die Debatte informell fortgesetzt.

Schmidt-Gespräch 2022 zur Klimapolitik – darum ging es

Der Titel des ersten Schmidt-Gesprächs lautete: „Wissenschaft.Macht.Politik. – Klimadiskurs und Gesellschaft“. Die großen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nur lösen, wenn politische Entscheidungen von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgehen.

Gleichzeitig braucht eine demokratische Debatte Alternativen und Wahlfreiheiten, die eine ergebnisoffene Abwägung unterschiedlicher Interessenlagen und Argumente zulassen. Das gilt umso mehr, je komplexer eine Frage ist und je größer die gesellschaftlichen Auswirkungen der Handlungsoptionen.

Sobald eine Seite für sich in Anspruch nimmt, die eigene Position als alternativlos zu verstehen, ist ein offener Diskurs über den Ausgleich pluraler Interessen kaum noch möglich.

Anhand der Klimapolitik wird dieses Spannungsverhältnis zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis- und politischer Entscheidungsfindung besonderes deutlich.

Ziel des Schmidt-Gesprächs war der Austausch über die Frage, wie sich Politik und Wissenschaft als soziale Prozesse zueinander verhalten. Im Kern ging es also darum, wie sich naturwissenschaftliche Erkenntnis, demokratische Willensbildung und politische Handlungsimperative in Einklang bringen lassen, ohne die Autonomie der Systeme Wissenschaft und Politik zu gefährden.

Das Gespräch sollte einen Beitrag zur Klärung der Verantwortung der Klimawissenschaft in der Politikberatung und den Interaktionen zwischen Politik, Wissenschaft und Gesellschaft leisten.

Was hat das mit Helmut Schmidt zu tun?

Das beschriebene Spannungsverhältnis von politischer Willensbildung und wissenschaftlicher Verantwortung prägte in besonderem Maße die Regierungs- und Wirkenszeit von Helmut Schmidt. Einerseits war für Schmidt eine Einbeziehung wissenschaftlicher Expertise stets ausgesprochen wichtig. Andererseits war er dabei auch immer auf das Primat der Politik in der Demokratie bedacht. In diesem Sinne finden auch die Schmidt-Gespräche statt.

Die Liste der Teilnehmenden

  • Peter Dabrock, Professor für Systematische Theologie (Ethik) am Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und von 2016 bis 2020 Vorsitzender des Deutschen Ethikrates.
  • Gregor Hagedorn, Akademischer Direktor am Museum für Naturkunde Berlin und Gründungsmitglied von Scientists for Future.
  • Erland Källén, Professor für Dynamische Meteorologie an der Universität Stockholm
  • Karin Lochte, ehemalige Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar-und Meeresforschung in Bremerhafen.
  • Jochem Marotzke, Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. 
  • Lamia Messari-Becker, Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen und Mitglied im Club of Rome.
  • Alexander Mohrenberg, MdHB, stellvertretender SPD-Landesvorsitzender Hamburg.
  • Almut Möller, Staatsrätin und Bevollmächtigte der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund, der Europäischen Union und für auswärtige Angelegenheiten.
  • Karen Pittel, Leiterin des ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen sowie Professorin für Volkswirtschaftslehre, insbes. Energie, Klima und erschöpfbare natürliche Ressourcen Volkswirtschaftliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München.
  • Krista Sager, Wissenschaftspolitikerin, Senatorin (HH) und MdB a.D. aus Hamburg.
  • Ursula Schröder, Wissenschaftliche Direktorin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg sowie Professorin für Politikwissenschaft, insbesondere für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, an der Universität Hamburg.
  • Hans von Storch, ehemaliger Leiter des „Instituts für Küstenforschung“ am Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung in Geesthacht.
  • Michael Werz, Senior Fellow am Center for American Progress, Washington DC, USA.
  • Cathrin Zengerling, Leiterin der Juniorprofessur Transformation zu nachhaltigen Energiesystemen (tenure track) an der Universität Freiburg.
  • Moderation: Dr. Barbara Hans, Journalistin.