Blick ins Haus
Eine Tapete ruft Erinnerungen wach

Immer wieder die gleiche Reaktion: Jemand betritt zum ersten Mal das Haus von Loki und Helmut Schmidt und ruft ein entzücktes „Ah!“ oder „Oh!“ aus. Gemeint sind dann nicht die Aquarelle Emil Noldes, die im Flur aufgehängt sind. Nein, gemeint ist die Tapete. Es folgt ein: „Die hatten wir früher auch!“ oder – je nachdem – „Meine Großeltern hatten die gleiche!“

In den 1970er und 80er Jahren zierten Grastapeten bundesdeutsche Wände. Eine zurückhaltende Wandbekleidung in changierenden Beige-Tönen, die sich beim Drüberstreichen irgendwie weich, aber eben auch knotig anfühlte. Wer Kind war in den 70er Jahren, mag sich an die Ermahnung erinnern: „Aber nichts herausziehen!“.

Grastapeten – im Fachjargon Grass Cloth Tapeten – stammen aus dem alten China. Bis heute sind es vor allem asiatische Pflanzenfasern, aus denen die Grastapeten hergestellt werden. Nach Jahren der weißen und oft nur verputzten Wände erlebt die Grastapete aktuell ein Revival.

Ihr Vorteil sei, dass sie ein gutes Raumklima schaffe und den Schall abdämpfe, außerdem langlebig und nachhaltig sei. Wirklich nachhaltig ist die Grastapete im Hause Schmidt am Neubergerweg in Langenhorn. Denn dort hängt seit Jahrzehnten schon das Original.